Es geht um 15.000 Arbeitsplätze, auf die Daimler kurzfristig verzichten kann bzw. will. Es geht um satte Prämien, die für Sprinter bezahlt werden oder um attraktive Konditionen für das Trennungsmanagement. Es kursieren Beispielrechnungen, die Abfindungen von weit über 100.000 € für 35-jährige Mitarbeiter versprechen oder von Outplacement Kosten pro Mitarbeiter von über 400.000 €.

Es wird also eine Menge Geld in die Hand genommen, um sich von weniger als 10% der Belegschaft zu trennen. Denn in Deutschland beschäftigt Daimler nach eigenen Angaben rund 173.000 Mitarbeiter. Weltweit sind es knapp 300.000.

Wir rechnen für Sie mal hoch

Rechnen wir das mal hoch, so würde Daimler rund 1.500.000.000 € (1,5 Mrd. €) in die Hand nehmen, um sich von 15.000 Mitarbeitern zu trennen. Diese Schätzung wird realistisch sein, denn in der Regel gehen bei Sozialplänen eher die jüngeren gut ausgebildeten Fachkräfte. Aber der Betrag könnte noch weit darüber liegen, wenn eine Vielzahl der Mitarbeiter das Angebot für ein Outplacement nutzt. Würde für 25 % oder 3.750 Mitarbeiter noch ein Outplacement hinzukommen, steigen die Kosten auf über 2.6 Mrd. €.

Fakten statt Vermutungen

Aus dem Nachhaltigkeitsbericht geht hervor, dass im Jahr 2019 weltweit eine Fluktuation von rund 6% verzeichnet wurde. Das heißt, von den weltweit 300.000 Mitarbeitern verlassen rund 18.000 Mitarbeiter pro Jahr das Unternehmen. Für Deutschland wären das immerhin noch 6.230 bei rund 3,5% Fluktuation p.a.

Würde das Ziel darin bestehen, 15.000 Arbeitsplätze allein in Deutschland abzubauen, wäre allein über Fluktuation das Ziel nach rund 28 Monate erreicht. Übrigens Kurzarbeit wird derzeit für 21 Monate gewährt!

Wäre das Ziel der Abbau von 15.000 Beschäftigten weltweit, würde allein durch Fluktuation das Ziel in weniger als 1 Jahr erreicht sein. Hier stellt sich die Frage, warum Daimler soviel Geld in die Hand nimmt, um ein Ziel zu erreichen, was auch ohne Einsatz von Milliardenbeträge erreicht würde.

Aus dem gleichen Bericht geht hervor, dass bei Daimler rund 18,4 % der Beschäftigten bereits über 55 Jahre alt sind. Das heißt, dass von den rund 173.000 Beschäftigten derzeit 31.832 Mitarbeiter im Verlauf der nächsten Dekade verrentet würden. Bei Gleichverteilung wären das rund 3.200 pro Jahr.

Wie sieht es realistisch bei Daimler aus

Realistischer ist allerdings, dass bei Daimler nicht bis 65 gearbeitet wird, sondern der Großteil bereits vor dem 65 Lebensjahr ausscheidet. Legt man zudem die Altersstruktur der Bevölkerung zu Grunde, dann wird der Wert der rentenbedingten Ausstiege bei Daimler weit über 3.200 und eher bei 5.000 p.a. liegen.

Auch hier würde das Ziel des Personalabbaus innerhalb von 36 Monaten allein durch Verrentungen erreicht sein.

Rechnen wir zusammen

Rechnen wir die Effekte aus Fluktuation und Verrentung zusammen, könnte der „natürliche Personalabbau“ bei Daimler bereits nach 16 Monaten erreicht sein. Was wäre, wenn dann die Wirtschaft wieder angezogen hat und Daimler Personal benötigt? Wieviel Einsparungen am Entgelt kann Daimler verzeichnen?

Nehmen wir jetzt noch mal unseren 35-jährigen Mitarbeiter mit einem Verdienst von 7.027 € AG-Brutto pro Monat, der eine Abfindung in Höhe von 111.828,11 € erhalten soll. Über diese 16 Monate würde an AG-Brutto ein Betrag von rund 112.000 € auflaufen. Unter dem Strich betrüge die Einsparung demnach 172 €. Wäre der Mitarbeiter hingegen in Kurzarbeit würde über den gesamten Zeitraum das Entgelt aus den Töpfen der Arbeitsagentur bezahlt werden.

Die 172 € Einsparungen sind hypothetisch. Denn sie würden nur gelten, wenn der Mitarbeiter sofort geht, keine Weiterzahlung des Gehaltes, kein Outplacement oder eventuell weitere Kosten für Gerichte und Rechtsanwälte auflaufen würden.

Auch dürfen wir nicht die Kosten für tausende „unproduktive Stunden“ von Vorgesetzten und Betriebsräten berechnen. Stunden, in denen in unzähligen Sitzungen über die Eckpunkte verhandelt wird oder betroffene Mitarbeiter nach Rat suchen.

Ganz zu schweigen von den Kosten für die jeweiligen Berater der betrieblichen Sozialpartner, die für teures Geld ihr Know-how mit einbringen und versuchen einen Konsens zu finden. Schon gar nicht sollte man die Effekte auf die „Survivor“ berücksichtigen. Denn deren Motivation sinkt gegen Null. Hingegen steigt die Angst davor, der Nächste zu sein. Dieser Stress führt automatisch zu einem Anstieg der Krankenzahlen. Damit sinkt die Gesamtproduktivität um ein paar Prozentpunkte mehr und es fehlt mit hoher Sicherheit dann an Personal.

All diese Effekte sind wissenschaftlich nachgewiesen und werden auch Daimler mit hoher Sicherheit in noch schwereres Fahrwasser bringen. Und das alles, weil Daimler im optimalen Fall 172 € pro Kündigung einsparen möchte!

 

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Udo Kiel | H-Faktor GmbH