Fakt ist, wir befinden uns in einem radikalen Umbruch zu neuen Wirtschafts- und wohlmöglich auch neuen Gesellschaftsformen. Industrie 4.0 und Digitalisierung werden gemeinhin als eine weitere „industrielle Revolution“ beschrieben. Im Gegensatz zu den bisherigen „Revolutionen“ gilt diesmal allerdings ein anderes Paradigma. In allen vorhergehenden „Revolutionen“ wurden Menschen als Arbeitskräfte weiterhin gebraucht. Diesmal allerdings könnte das Resultat sein, auf eine Vielzahl oder besser die Mehrzahl der Menschen verzichten zu können. Ihre Jobs werden zukünftig von Robotern und intelligenten Softwarelösungen übernommen.

Dieses Phänomen wird sich dabei quer durch alle Qualifikations- und Hierarchiestufen ziehen. Nicht nur, wie allgemein angenommen, sich auf die Gruppe der geringer Qualifizierten beschränken. Was braucht es aus Sicht der Menschen, dass dieser gewaltige Umbau auch wirklich funktioniert, und zwar friedlich?

Machen wir uns klar: Orientierungslosigkeit, der Verlust an Vertrauen, das Gefühl abgehängt zu werden, am Fortschritt nicht teilnehmen zu können oder reduziert auf den Status variabler Kosten keine Anerkennung zu erfahren, führt zu einer Radikalisierung.

So radikal der Wandel zur Industrie 4.0 sein wird, so einschneidend die aktuellen Maßnahmen bspw. bei Banken auf der Suche nach neuen digitalen Geschäftsmodellen sind, so radikal werden die Beschäftigten reagieren. TUIfly ist nur einer der ersten Hinweise: massenweises Fernbleiben vom Arbeitsplatz, kurzfristiger Ausfall sämtlicher Flüge, tausende Menschen die ihren Urlaub nicht antreten können oder auf den Rückflug warten müssen.

Wir brauchen ganz schnell sehr gute Ideen, wozu der technologische Wandel im Sinne der Beschäftigten gut sein wird. Wir brauchen Systeme, die Orientierung für jeden Einzelnen bieten, wo zukünftig sein oder ihr Platz in der Gesellschaft und in der Wirtschaft sein wird. Wir brauchen Politiker, die heute nach Konzepten bspw. für die Rente suchen, wenn Millionen von Beitragszahlern auszufallen drohen.

Mit diesem Artikel steige ich in die Diskussion ein und fordere auf, sich mit mir zu streiten, um gemeinsam tragfähige Lösungsansätze für die zahlreichen Fragen zu finden.

Flexcurity sollte mehr sein – als nur eine Leerformel der europäischen Arbeitsmarktpolitik